Kurzdefinitionen
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Gender Budgeting & Berichte
Das Gender Budgeting wurde in der Förderperiode 2007–2013 im Operationellen Programm (OP) des Bundes eingeführt.
Bei operationellen Programmen handelt es sich um detaillierte Pläne, in denen die EU-Mitgliedstaaten darlegen, wie sie die Mittel aus den einzelnen Europäischen Struktur- und Investitionsfonds (ESIF) im Verlauf des Programmplanungszeitraums ausgeben werden.
Der Begriff Budgeting bedeutet Haushaltsplanung (er bezieht sich auf die Planung von Einnahmen und Ausgaben).
Der Zusatz Gender drückt aus, dass die Geschlechterperspektive in alle haushaltspolitischen Entscheidungen integriert wird.
Mit dem Begriff Gender Budgeting wird international die geschlechtsdifferenzierte bzw. eine geschlechtergerechte Budgetanalyse der öffentlichen Haushalte wie Bund, Länder oder Kommune bezeichnet.
Doch Gender Budgeting beschränkt sich nicht nur auf die Analyse von Haushaltensplänen, sondern nimmt auch Einfluss auf die Haushaltsplanungen, um bestehende Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern zu beseitigen und damit zu mehr Geschlechtergerechtigkeit beizutragen.
Mit der Strategie des Gender Budgetings wird das Ziel eines geschlechtergerechten Haushaltes verfolgt:
- Frauen und Männer sollen gleichermaßen von den Gütern, Ressourcen und Chancen der Gesellschaft profitieren!
- Erst dadurch wird eine wirtschaftliche und soziale Gleichberechtigung möglich.
Die öffentlichen Haushalte spielen dabei eine wichtige Rolle:
Sie bilden Prioritäten ab und sind das zentrale Steuerungsinstrument, mit dem gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche Rahmenbedingungen gestaltet werden, denn Investionen oder Einsparungen beeinflussen die Lebenssituation von Frauen und Männern in unterschiedlichem Maße.
Haushaltsplanungen sind von vielen unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Kontexten abhängig. Aus diesen Gründen gibt es keine einheitlichen Instrumente. Vielfach konzentrieren sich Gender Budget Initiativen auf Analysen der staatlichen oder kommunalen Ausgabenseite.
Analysierte Haushalte lassen sich nach drei Modellen unterscheiden:
- Geschlechtsblinde Haushalte: Bestehende Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern werden ignoriert und so verfestigt.
- Geschlechtsneutrale Haushalte: Gleichbehandlung von Frauen und Männern, d.h. Effekte der Mittelverteilung treffen Frauen und Männer zu gleichen Teilen. Dies Modell lässt aber auch keine so genannte positive Diskriminierung zu und behebt so auch keine bisherigen Benachteiligungen.
- Geschlechtsbewusste Haushalte: Maßnahmen und Mittel werden bewusst eingesetzt, um bestehende Ungleichheiten zu beseitigen.
Gender Budgeting hat den geschlechtsbewussten Haushalt zum Ziel.
Als Grundlage dienen geschlechterdifferenzierende Daten, die den Haushalt in Bezug auf seine Auswirkungen auf Frauen und Männer überprüfen.
Für eine Gender Budget Analyse der Ausgaben- und Einnahmenseite innerhalb eines bestehenden Haushaltes liefern die folgenden Fragenstellungen eine gute Orientierung.
- Welche Auswirkungen haben ressourcenwirksame Entscheidungen auf die vielfältigen Situationen von Frauen und Männern?
- Wer profitiert von welchen Ausgaben direkt oder indirekt?
- Wer trägt wie zu welchen Einnahmen bei?
- Welche Auswirkungen haben Einsparungen und wer trägt die dadurch entstehenden zusätzlichen Lasten?
- Welche ressourcenwirksamen Entscheidungen/Maßnahmen verfestigen oder verändern die bestehenden Geschlechterrollen?
Auf Grundlage der Gender-Budget-Analyse können dann entsprechende haushaltspolitische Maßnahmen ergriffen werden.
Bei der Interpretation der Daten ist eine gendertheoretisch fundierte Betrachtung notwendig, denn nicht immer lassen sich zweifelsfreie Bewertungskriterien aus der Analyse der erhobenen Daten herauslesen.
Gender Budgeting (GB) wird auf allen staatlichen Ebenen in unterschiedlichen Bereichen angewandt (wobei die Rechtsverbindlichkeit der Vereinbarungen stark variiert).
Auf europäischer Ebene hat die Europäische Union den Gedanken des Gender Budgeting bereits früh (1996) aufgegriffen hat, wird aktuell aber immer häufiger kritisiert, dass sie ihre Vorreiterrolle zunehmend vernachlässigt und sich als Motor für diese Sache verabschiedet hat. Gender Budgeting wurde erstmals in der Förderperiode 2007–2013 im Operationellen Programm (OP) des Bundes eingeführt und wird mit leicht geänderten Rahmenbedingungen im Interventionszeitraum 2014-2020 fortgeführt.
Rechtlich gibt es weder unions- noch bundesseitig eine Verpflichtung Gender Budgeting im Bundeshaushalt einzuführen.
Deutschland versucht, die Gleichstellungsaspekte dezentral auf Ebene der Fachressorts zu verankern und umzusetzen.
Gender Budgeting findet bereits in vielen Haushalten der Kommunen Einzug.
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Gender Diversity
Gender Diversity bedeutet übersetzt: Vielfalt Management.
Diversity, Diversität oder Vielfalt bezeichnet das Prinzip der Anerkennung und gleichwertiger Teilhabe aller Menschen in unserer Gesellschaft.
Der Leitgedanke des ursprünglich aus den Bürgerrechtsbewegungen entstandenen und vor allem in Unternehmen angewendeten Diversity Management-Konzeptes ist die Wertschätzung der Vielfalt von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die dem wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens oder einer Institution dient.
Ziel ist es, Personalprozesse und Personalpolitik von Organisationen so auszurichten, dass die Belegschaft die demographische und kulturelle Vielfalt des Geschäftsumfeldes widerspiegelt.
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen Wertschätzung erfahren und motiviert werden, ihr Potential zum Nutzen des Unternehmens einzubringen.
Im Allgemeinen beschäftigt sich Diversity Management mit der Analyse von Strukturen, Personalprozessen sowie der Veränderung der Organisationskultur, vor allem mit den Einstellungen von Führungskräften und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Bestehende Verfahren, Regelungen und Richtlinien werden im Hinblick auf ihre Durchlässigkeit und Angemessenheit (Adäquanz) für unterschiedliche Talente untersucht und gegebenenfalls angepasst.
Klassischerweise werden folgende sechs Kerndimensionen der Diversität von Personen betrachtet:
- Geschlecht
- Ethnische Zugehörigkeit/Herkunft
- Alter
- Sexuelle Orientierung
- Behinderung
- Weltanschauung/Religion
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Gender Equality
Gender Equality heißt übersetzt: Geschlechtergleichheit!
Die Gleichstellung der Geschlechter (englisch: gender equality) ist der auf Menschen bezogene Prozess tatsächlicher Gleichstellung von Geschlechtern oder Geschlechtsidentitäten in rechtlicher Hinsicht und im Hinblick auf ihr persönliches und berufliches Entfaltungspotential in einer Gesellschaft (Chancengleichheit).
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Gender Index
Der Gender-Index überprüft anhand von 21 Indikatoren in 6 Domänen (Handlungsfeldern), inwieweit die Gleichstellung von Männern und Frauen verwirklicht ist.
Die Gleichstellung in Deutschland verbessert sich unmerklich:
Haben Frauen oder Männer die gleichen Chancen in Ausbildung, Beruf oder politischen Ämtern?
Gibt es Unterschiede in der Einkommenssituation, der Zeitverwendung und der gesundheitlichen Situation zwischen Männern und Frauen?
Das BBSR (=Bundesinstitut für Bau-, Stadt-, Raumforschung) stellt mit dem Gender-Index das zentrale Messinstrument für das handlungsleitende Prinzip des Gender-Mainstreamings in der Stadt- und Regionalentwicklung zur Verfügung.
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Gender Kompetenzzentrum
Die Besonderheit der Arbeit des GenderKompetenzzentrums liegt darin, Gleichstellung und Antidiskriminierung miteinander zu verbinden.
Das Gender Kompetenzzentrum engagiert sich in folgenden Bereichen:
- Gleichstellung
- Antidiskriminierung
- Gender Mainstreaming
- Diversity Politik
- Gender- und Queer-Theorie
Geschlechterverhältnisse und sexuelle Lebensformen werden hierbei grundsätzlich im Zusammenhang komplexer sozialer Ungleichheitsbeziehungen und im Hinblick auf eine umfassende Gerechtigkeitsperspektive betrachtet.
Dies drückt sich u.a. auch im Sprachgebrauch aus.
Während traditionelle Ansätze sich lediglich auf die Gleichstellung von Männern und Frauen konzentrieren, arbeitet das Genderkompetenzzentrum mit einem erweiterten Geschlechterbegriff, der auch Trans*gender und Intersex* einbezieht.
Das vom Genderkompetenzzentrum entworfene Konzept der Queerversity stellt eine theoretische und praktische Erweiterung genderkompetenter Bildungs- und Beratungsarbeit sowie Gleichstellungspolitik dar.
Neben eigenständiger Forschungs- und Projekttätigkeit bietet das Zentrum Seminare, Trainings, Vorträge sowie Politik- und Organisations-Beratung zu Gleichstellung, Antidiskriminierung, Gender- und Queer-Themen an.
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Gender Mainstreaming
Gender Mainstreaming bedeutet übersetzt: Die durchgängige Berücksichtigung der Geschlechterfrage.
Gender Mainstreaming wurde im Jahr 1995 auf der Weltfrauenkonferenz von den Vereinten Nationen als eine eigenständige Strategie zur Gleichstellung von Frauen und Männern festgelegt und wurde zu einem bewährten Instrument der Gleichstellungspolitik.
Gender Mainstreaming bedeutet, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen.
Ausgangspunkt dieser Strategie ist die Erkenntnis, dass es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt.
Gender Mainstreaming knüpft an gewachsene Strukturen der Frauenförderung an, die bereits frühzeitig Geschlechterverhältnisse ganzheitlich in den Blick genommen hat. Beide Strategien ergänzen sich, indem sie die Lebenslage von Frauen und Männern zielgerichtet unter Geschlechteraspekten berücksichtigen.
Grundsätzlich gilt, dass Gender Mainstreaming als Querschnittsaufgabe in alle Bereiche integriert werden muss.
Gender-Mainstreaming wird meist in öffentlichen Einrichtungen, eingesetzt, während in der Privatwirtschaft Diversity Management als Konzept zur Umsetzung von Chancengleichheit verwendet wird.
Seit den Amsterdamer Verträgen von 1997/1999 ist Gender-Mainstreaming ein erklärtes Ziel der Europäischen Union.
Die Landesregierung Schleswig-Holstein hat mit Kabinettsbeschluss vom 18. Juni 2002 die flächendeckende Umsetzung von Gender Mainstreaming beschlossen.
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Gender Planning
Beim „Gender Planning“ arbeiten Expertinnen und Experten an öffentlichen Räumen, die auf die Bedürfnisse aller Geschlechter eingehen.
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Global Gender Gap: Report & Index
Der Global Gender Gap Report ist ein vom Worls Economic Forum (WEF) erstellter Bericht, der die Gleichstellung der Geschlechter analysiert.
Der Bericht umfasst unter anderem eine Rangordnung der Staaten, der unter anderem in die Bereichen Wirtschaft, Bildung, Politik und Gesundheit unterteilt ist.
Die Index-Werte der Nationen berücksichtigen dabei die relative Benachteiligung von Frauen in den verschiedenen Teilbereichen.
Besonders im politischen Bereich zeigt der Bericht große Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Die kleinsten Unterschiede haben in diesem Bereich die Staaten der EU, während besonders in der arabischen Welt Frauen kaum in der Politik vertreten sind.
Der Global Gender Gap Index untersucht die Lücken innerhalb eines Landes und nicht den Level, um den Index vom Entwicklungsstand eines Landes zu entkoppeln.
Er bewertet Ergebnisse z.B. Frauenanteil in Spitzenpositionen und nicht Rahmenbedingungen, z.B. die Länge der Elternzeit (abhängig von der Gesetzgebung).
Er wird aus 14 Indikatoren zu vier fundamentalen Bereichen berechnet:
1. Wirtschaftliche Gleichstellung (Economic Participation and Opportunity) durch die Beschäftigungslücke (participation gap), die Entlohnungslücke (remuneration gap) und die Top-Positionen-Lücke (advancement gap) basierend auf- Beschäftigungsanteilen
- Einkommensunterschieden bei gleicher Tätigkeit
- Einkommensverhältnis von Frauen zu Männern
- Anteile an Toppositionen (Gesetzgeber, höhere Beamte und Manager)
- Anteile an Experten und Technikern
2. Zugang zu Bildung (Educational Attainment) basierend auf
- Verhältnis der Grundschulausbildung
- Verhältnis der höheren Ausbildung
- Verhältnis der universitären Ausbildung
- Verhältnis der Alphabetisierungsraten
3. Gesundheit und Lebenserwartung (Health and Survival) basierend auf
- Geschlechterverhältnis der Geborenen
- Lebenserwartung
4. Politische Beteiligung (Political Empowerment) basierend auf
- Anteile der weiblichen Parlamentarier
- Anteile der weiblichen Minister
- Anteil der weiblichen Staatschefs in den letzten 50 Jahren
So erzielt Deutschland in zwei der vier untersuchten Bereiche - Bildung und Gesundheit - fast Bestwerte.
Aber in der Wirtschaft und vor allem in der Politik sind erst rund 72 beziehungsweise nur 45 Prozent der Geschlechterlücke geschlossen.
Mängel gibt es etwa bei Lohnunterschieden zwischen Mann und Frau bei ähnlicher Arbeit. Ebenso fehlt es an Frauen in Führungspositionen in Politik und Wirtschaft.