Kurzdefinitionen
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Gender Budgeting
Gender bezeichnet die sozial und kulturell geprägten Geschlechterrollen von Frauen und Männern (sie sind im Gegensatz zum biologischen Geschlecht erlernt und damit veränderbar).
Budgeting ist der englische Begriff für die öffentliche Haushaltsplanung.
Die öffentliche Haushaltsplanung beeinflusst unmittelbar den Alltag und das Leben aller Menschen in den Gemeinden des Amtes Mittelholstein.
Und hier wirkt das Gender Budgeting, denn die Lebenswirklichkeit der Geschlechter (Frauen, Männer, diverse Menschen) ist in vielen Bereichen unterschiedlich.
Der Leitgedanke des Gender Budgeting geht davon aus, dass die Geschlechter (w,m,d) deshalb zum Teil in sehr unterschiedlicher Ausprägung von haushaltspolitischen Entscheidungen betroffen sein können. Gender Budgeting ist eine durch den Gleichstellungsblick ergänzte Haushaltsplanung, die Ungleichheit abbauen hilft und damit Fairness schaffen kann.
Wer bei fachlichen und finanziellen Planungen von vornherein überlegt, wie diese Vorhaben die Lebenswirklichkeit der Menschen (w,m,d) in den Gemeinden des Amtes Mittelholstein beeinflusst, erfährt mehr über die Wirkung der öffentlichen Leistungen. Damit können Haushaltsmittel noch zielgruppenspezifischer eingesetzt werden. Letztlich ist es damit möglich, Ressourcen im Bedarfsfall gerechter zu verteilen und dadurch haushaltspolitische Entscheidungen transparenter zu machen.
Gender Budgeting kann in der Praxis durch folgende Fragen gelebt werden:
- Wofür gibt meine Gemeinde derzeit Geld aus, wofür nicht?
- Wer profitiert besonders von den öffentlichen Ausgaben?
- Welches Geschlecht profitiert in welcher Häufigkeit?
- Werden die Bedarfe der Geschlechter in unterschiedlichen Lebenslagen (jung/alt, Familien/Einzelhaushalte) berücksichtigt?
- Welche Wirkung hat die öffentliche Leistung auf die Geschlechter (w,m,d)?
Gender Budgeting ist ein fortlaufender Prozess, der jährlich in den Haushaltskreislauf einfliessen muss!
Mit Hilfe von Gender Budgeting soll die Geschlechtergerechtigkeit anhand von Geldgrößen ermittelt werden.
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Gender Diversity
Gender Diversity bedeutet übersetzt: Vielfalt Management.
Diversity, Diversität oder Vielfalt bezeichnet das Prinzip der Anerkennung und gleichwertiger Teilhabe aller Menschen in unserer Gesellschaft.
Der Leitgedanke des ursprünglich aus den Bürgerrechtsbewegungen entstandenen und vor allem in Unternehmen angewendeten Diversity Management-Konzeptes ist die Wertschätzung der Vielfalt von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die dem wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens oder einer Institution dient.
Ziel ist es, Personalprozesse und Personalpolitik von Organisationen so auszurichten, dass die Belegschaft die demographische und kulturelle Vielfalt des Geschäftsumfeldes widerspiegelt.
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen Wertschätzung erfahren und motiviert werden, ihr Potential zum Nutzen des Unternehmens einzubringen.
Im Allgemeinen beschäftigt sich Diversity Management mit der Analyse von Strukturen, Personalprozessen sowie der Veränderung der Organisationskultur, vor allem mit den Einstellungen von Führungskräften und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Bestehende Verfahren, Regelungen und Richtlinien werden im Hinblick auf ihre Durchlässigkeit und Angemessenheit (Adäquanz) für unterschiedliche Talente untersucht und gegebenenfalls angepasst.
Klassischerweise werden folgende sechs Kerndimensionen der Diversität von Personen betrachtet:
- Geschlecht
- Ethnische Zugehörigkeit/Herkunft
- Alter
- Sexuelle Orientierung
- Behinderung
- Weltanschauung/Religion
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Gender Equality
Gender Equality heißt übersetzt: Geschlechtergleichheit!
Die Gleichstellung der Geschlechter (englisch: gender equality) ist der auf Menschen bezogene Prozess tatsächlicher Gleichstellung von Geschlechtern oder Geschlechtsidentitäten in rechtlicher Hinsicht und im Hinblick auf ihr persönliches und berufliches Entfaltungspotential in einer Gesellschaft (Chancengleichheit).
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Gender Index
Der Gender-Index überprüft anhand von 21 Indikatoren in 6 Domänen (Handlungsfeldern), inwieweit die Gleichstellung von Männern und Frauen verwirklicht ist.
Die Gleichstellung in Deutschland verbessert sich unmerklich:
Haben Frauen oder Männer die gleichen Chancen in Ausbildung, Beruf oder politischen Ämtern?
Gibt es Unterschiede in der Einkommenssituation, der Zeitverwendung und der gesundheitlichen Situation zwischen Männern und Frauen?
Das BBSR (=Bundesinstitut für Bau-, Stadt-, Raumforschung) stellt mit dem Gender-Index das zentrale Messinstrument für das handlungsleitende Prinzip des Gender-Mainstreamings in der Stadt- und Regionalentwicklung zur Verfügung.
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Gender Kompetenzzentrum
Die Besonderheit der Arbeit des GenderKompetenzzentrums liegt darin, Gleichstellung und Antidiskriminierung miteinander zu verbinden.
Das Gender Kompetenzzentrum engagiert sich in folgenden Bereichen:
- Gleichstellung
- Antidiskriminierung
- Gender Mainstreaming
- Diversity Politik
- Gender- und Queer-Theorie
Geschlechterverhältnisse und sexuelle Lebensformen werden hierbei grundsätzlich im Zusammenhang komplexer sozialer Ungleichheitsbeziehungen und im Hinblick auf eine umfassende Gerechtigkeitsperspektive betrachtet.
Dies drückt sich u.a. auch im Sprachgebrauch aus.
Während traditionelle Ansätze sich lediglich auf die Gleichstellung von Männern und Frauen konzentrieren, arbeitet das Genderkompetenzzentrum mit einem erweiterten Geschlechterbegriff, der auch Trans*gender und Intersex* einbezieht.
Das vom Genderkompetenzzentrum entworfene Konzept der Queerversity stellt eine theoretische und praktische Erweiterung genderkompetenter Bildungs- und Beratungsarbeit sowie Gleichstellungspolitik dar.
Neben eigenständiger Forschungs- und Projekttätigkeit bietet das Zentrum Seminare, Trainings, Vorträge sowie Politik- und Organisations-Beratung zu Gleichstellung, Antidiskriminierung, Gender- und Queer-Themen an.
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Gender Mainstreaming
Gender Mainstreaming bedeutet übersetzt: Die durchgängige Berücksichtigung der Geschlechterfrage.
Gender Mainstreaming wurde im Jahr 1995 auf der Weltfrauenkonferenz von den Vereinten Nationen als eine eigenständige Strategie zur Gleichstellung von Frauen und Männern festgelegt und wurde zu einem bewährten Instrument der Gleichstellungspolitik.
Gender Mainstreaming bedeutet, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen.
Ausgangspunkt dieser Strategie ist die Erkenntnis, dass es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt.
Gender Mainstreaming knüpft an gewachsene Strukturen der Frauenförderung an, die bereits frühzeitig Geschlechterverhältnisse ganzheitlich in den Blick genommen hat. Beide Strategien ergänzen sich, indem sie die Lebenslage von Frauen und Männern zielgerichtet unter Geschlechteraspekten berücksichtigen.
Grundsätzlich gilt, dass Gender Mainstreaming als Querschnittsaufgabe in alle Bereiche integriert werden muss.
Gender-Mainstreaming wird meist in öffentlichen Einrichtungen, eingesetzt, während in der Privatwirtschaft Diversity Management als Konzept zur Umsetzung von Chancengleichheit verwendet wird.
Seit den Amsterdamer Verträgen von 1997/1999 ist Gender-Mainstreaming ein erklärtes Ziel der Europäischen Union.
Die Landesregierung Schleswig-Holstein hat mit Kabinettsbeschluss vom 18. Juni 2002 die flächendeckende Umsetzung von Gender Mainstreaming beschlossen und diesen Beschluss 2022 noch einmal bekräftigt.
Gender Mainstreaming bedeutet in Schleswig-Holstein, dass alle Politik- und Verwaltungsbereiche darauf hinarbeiten müssen, Frauen und Männer chancengerecht zu beteiligen.
Das erklärte Ziel der schleswig-holsteinischen Landesregierung ist es, Chancengleichheit aktiv zu gestalten und dabei als Vorbild voranzugehen.
Gender Mainstreaming wird in vier Schritten umgesetzt. In der sogenannten Genderanalyse werden Effekte für Frauen und für Männer untersucht und bewertet. Besteht Handlungsbedarf, werden Gleichstellungsziele formuliert und Handlungsalternativen dargestellt, mit denen sich die Ziele erreichen lassen. Wenn entschieden wurde, auf welchem Weg die Ziele verfolgt werden sollen, werden Indikatoren formuliert, mit denen sich überprüfen lässt, inwieweit die Ziele erreicht wurden.
Um die Umsetzung auch in der Fläche zu unterstützen wurden 2024 Umsetzungs-Werkzeuge entwickelt:
- Gender Mainstreaming Hilfestellung für die Praxis und ein einheitliches Raster für die Analyse-Dokumentation
- und -explizit für die kommunale Ebene- der Leitfaden: Haushalt fair verteilen.
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Gender Planning
Beim „Gender Planning“ arbeiten Expertinnen und Experten an öffentlichen Räumen, die auf die Bedürfnisse aller Geschlechter eingehen.
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Global Gender Gap: Report & Index
Der Global Gender Gap Report ist ein vom Worls Economic Forum (WEF) erstellter Bericht, der die Gleichstellung der Geschlechter analysiert.
Der Bericht umfasst unter anderem eine Rangordnung der Staaten, der unter anderem in die Bereichen Wirtschaft, Bildung, Politik und Gesundheit unterteilt ist.
Die Index-Werte der Nationen berücksichtigen dabei die relative Benachteiligung von Frauen in den verschiedenen Teilbereichen.
Besonders im politischen Bereich zeigt der Bericht große Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Die kleinsten Unterschiede haben in diesem Bereich die Staaten der EU, während besonders in der arabischen Welt Frauen kaum in der Politik vertreten sind.
Der Global Gender Gap Index untersucht die Lücken innerhalb eines Landes und nicht den Level, um den Index vom Entwicklungsstand eines Landes zu entkoppeln.
Er bewertet Ergebnisse z.B. Frauenanteil in Spitzenpositionen und nicht Rahmenbedingungen, z.B. die Länge der Elternzeit (abhängig von der Gesetzgebung).
Er wird aus 14 Indikatoren zu vier fundamentalen Bereichen berechnet:
1. Wirtschaftliche Gleichstellung (Economic Participation and Opportunity) durch die Beschäftigungslücke (participation gap), die Entlohnungslücke (remuneration gap) und die Top-Positionen-Lücke (advancement gap) basierend auf- Beschäftigungsanteilen
- Einkommensunterschieden bei gleicher Tätigkeit
- Einkommensverhältnis von Frauen zu Männern
- Anteile an Toppositionen (Gesetzgeber, höhere Beamte und Manager)
- Anteile an Experten und Technikern
2. Zugang zu Bildung (Educational Attainment) basierend auf
- Verhältnis der Grundschulausbildung
- Verhältnis der höheren Ausbildung
- Verhältnis der universitären Ausbildung
- Verhältnis der Alphabetisierungsraten
3. Gesundheit und Lebenserwartung (Health and Survival) basierend auf
- Geschlechterverhältnis der Geborenen
- Lebenserwartung
4. Politische Beteiligung (Political Empowerment) basierend auf
- Anteile der weiblichen Parlamentarier
- Anteile der weiblichen Minister
- Anteil der weiblichen Staatschefs in den letzten 50 Jahren
So erzielt Deutschland in zwei der vier untersuchten Bereiche - Bildung und Gesundheit - fast Bestwerte.
Aber in der Wirtschaft und vor allem in der Politik sind erst rund 72 beziehungsweise nur 45 Prozent der Geschlechterlücke geschlossen.
Mängel gibt es etwa bei Lohnunterschieden zwischen Mann und Frau bei ähnlicher Arbeit. Ebenso fehlt es an Frauen in Führungspositionen in Politik und Wirtschaft.